Die schlichte Geschichte von Bartls Wiederkehr


Eines Tages war Bartl plötzlich verschwunden, ohne Abschied, ohne daß er gesagt hätte, wohin er sich wenden wolle und ohne die geringste Angabe darüber, ob und wann er zurückzukehren gedenke. Der Bartl war weg. Komplett weg war der Bartl. Sogar der Altbauer meinte, so weg wie der Bartl sei noch keiner gewesen, und alle anderen waren auch ganz weg wie der Bartl weg war.

Kommt er wieder oder kommt er nimmer? fragte die resche Res. Ungewiß bleibe, ob, sollte er überhaupt zurückkehren, er von Oberammergau oder aber von Unterammergau her zu erwarten sei, meinte die Lies. Zu was ist er denn überhaupt fort und was macht er dort? sorgte sich Mariann. Der Bartl, wir merken es bereits, war ziemlich beliebt bei der Mägdeschaft, denn er war weder ein Saubartl noch ein Zölibartl.

Aber es half trotzdem nix – er war weg. Weit fort mit den Gedanken, dort wo Bartl immer sein mochte, dachte so manche Magd beim Melken an den Gegangenen. Im Kübel klangs, wenn die Milch im Takt aufs Blech traf, wie Bartl, Bartl, Bartl, und die Erinnerung, vermischt mit vagen Annahmen, spiegelte das Bild des Mannes wider, dessen Name da im Kübel plätscherte, wie er fesch und fingerschneuzend auf fremdem Felde stand.

Ist er halt weg, der Blutzer, sagte der sonst recht einsilbige Jungbauer, der sich aufgrund der Tatsache, daß der Bartl weg war, gar zu einer siebensilbigen Aussage hinreißen ließ. Was der Jungbauer nie zugegeben hätte, war, daß auch ihm Bartholomäens helfende Hand abging. Keiner breitete den Mist so gekonnt wie Bartl, und selbst das Vieh, schiens, liebte ihn. Solcherlei trat zutage und zunacht, nachdem Bartl sich ohne jedes Ade empfohlen hatte. Alt- und Jungbauer spuckten bald nur mehr, so sie irgendwas hörten, das wie Bartl klang, herrschten knapp und unduldsam: ausgredt is, sobald eine nur ba sagte, so wie sie sowieso unisono die Ansicht vertraten, daß jemand, der sich davonmachte, solange nicht alle Arbeit getan war, als ausgeschämter Saumagen, sakrisches Hundsfott und blutiger Bazi zu bezeichnen sei.

Im Orte munkelten die Leut gar, der Bartl habe sich einer Schar von Raubersgesellen angeschlossen. Die Sorge der Mägde jedoch galt dem armen Entwurzelten, der weitab der Heimat in einem Lande ohne Furchen und Schollen in Unkeuschen ohne Herrgottswinkel zu nächtigen genötigt war und sich von Speisen ernähren mußte, von denen kein rechtschaffener Bauer oder Knecht je gehört, geschweige denn gekostet hatte.

Die Fremde, muß man wissen, begann für die einfachen Leute gleich dort, wo sie nichts mehr kannten, und das war eigentlich ganz nah. Eines Tages aber, grad zur Brotzeit, kehrte der Bartl zurück, stellte schweigsam einen Krug Most auf den Stubentisch und war wieder da.



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ist der Bartl...